Systemische (Familien-) Aufstellung - ein Fallbeispiel

THEMA: Stress mit der Geschäftspartnerin

Meine Klientin kam zu mir mit dem Anliegen, dass sie mit einer Geschäftspartnerin immer wieder kleine Reibereien hat, dass es immer wieder zu Situationen kommt in denen die Geschäftspartnerin sie durch ihr Tun kräftig triggert. Ihr ist es aber nicht möglich, die die Ursache hierfür richtig zu greifen und sie reagiert schon „fast automatisch“ gestresst auf diese Situation.

 

ABLAUF

Im folgenden Dialog sind meine Aussagen/ Fragen fett geschrieben und die meiner Klientin kursiv geschrieben. Als Bodenanker habe ich nun zwei Blätter vorbereitet, auf einem steht der Name meiner Klientin und auf dem anderen der Name der Geschäftspartnerin. Ich bitte meine Klientin nun sich mit ihrem Anliegen nochmals zu verbinden, sich ihrer Intention bewusst zu werden und nun einen Platz im Raum für den der Geschäftspartnerin zu finden. Im Anschluss bitte ich sie nun einen Platz für sich selbst (ihren Bodenanker) zu finden. 

 

Schon hierbei ist Spannende für mich zu beobachten, wohin meine Klientin die Bodenanker platziert. Denn in dem Raum in dem wir arbeitet-en, befand sich ein Telefonkabel – welches den Raum teilte. Meine Klientin legte die Bodenanker so, dass sie durch das Telefonkabel getrennt voneinander waren. Ob ich solche Wahrnehmungen mit meinen Klienten direkt teile oder nicht entscheide ich immer situativ und intuitiv. In diesem Fall habe ich es vorerst für mich behalten. Ich bat also nun meine Klientin auf den Bodenanker (also in die Energie) ihrer Geschäftspartnerin zu stehen. Hier tritt nun das Phänomen des wissenden Feldes zutage und der All-Verbundenheit.

 

Meine Klientin schilderte ihre Empfindungen in gekürzter Version wie folgt:

…ich spüre die Energie von der anderen Person, dass hat aber nichts mit mir zu tun und ich will damit auch nichts zu tun haben. (Auch die Körperhaltung zeigte hier deutlich, dass sie abgewandt war und hier zwar die andere Person „meine Klientin“ wahrnahm, mehr aber auch nicht.)

 

Im nächsten Schritt, bat ich meine Klientin in ihre eigene Energie / auf ihren eigenen Bodenanker zu stehen. (Ich möchte hier noch anmerken, dass die Aufstellungsarbeit in der Durchführung je nach Erfahrungsstand der Person variiert. Meine Klientin selbst hat hier schon viel Erfahr-ung zur Aufstellungsarbeit mitgebracht und wir haben u.a. mit verdeckten Bodenankern gearbeitet) Als sie in ihrer eigenen Energie stand, schilderte meine Klientin ihre Wahrnehmung in gekürzter Version wie folgt: "Ich kann da nicht hinsehen, meine Beine sind wie aus Beton. Ich fühle ein großes Unwohlsein, Panik und Angst in meinem Brustraum. Ich fühle mich befangen."

 

Um meine Klientin zu unterstützen, habe ich einen weiteren Bodenanker geschrieben auf dem stand „die wahre Ursache des Problems“ und bin nun unterstützend in diese Energie gegangen. Direkt als ich in der Energie war, habe ich eine unendliche Schwere in meinen Beinen wahrgenommen und es viel mir zunehmend sehr schwer mich auf den Beinen zu halten. Es war unendlich kräftezehrend, diesen Standpunkt hier weiter vertreten zu können. All dies sagte ich meiner Klientin und während ich ihr meine ganzen körperlichen und seelischen Befinden die ich als Ursache wahrnahm schilderte, platze es plötzlich aus ihr heraus. Ein Schrei gefüllt mit solch einem Urschmerz, den ich es jetzt wenn ich diesen Text hier verfasse immer noch spüren kann. Welche Gewalt, an jahrelang- ja wohl jahrzehntelang unterdrückten Gefühlen sich hier entladen durfte. Hier Raum bekam und diese gestaute Energie beginnen konnte zu fließen.

Dem Schrei folgte ein kleiner Fluss an Krokodilstränen und diesem folgte dann ein Lächeln, ein befreites Lächeln. WOW. Was für eine Transformation.

 

Vielleicht fragst du dich gerade, was denn nun genau geschehen ist bei meiner Klientin um was es genau ging? Es ging um ihre Selbstzweifel und ihre Liebe zu sich selbst- die durch ihre Geschäftspartnerin „einfach“ nur getriggert wurden. Es waren Reibereien, welche sie heute als Erwachsene erfahren hat – deren Ursprung jedoch viel weiter zurücklagen. Erfahrungen die sie als kleines Mädchen gemacht hatte, die sie hilflos und völlig überfordert fühlen ließen. Und diese Hilflosigkeit trug sie noch immer in sich und die Geschäftspartnerin hat lediglich diese alten Wunden durch ihre Art und Weise immer und immer wieder berührt.

 

Ist Aufstellungsarbeit immer so gewaltig?

Nein, manchmal sind es die ganz leisen Geschehnisse die Veränderung bringen. Es gibt kein, so muss es sein, so ist es richtig. Wir müssen auch nicht immer alles verstehen, Gefühle wollen gefühlt werden und sie ergeben aus der Verstandssicht nicht immer unbedingt Sinn. Das Einzige wohl richtige ist, wenn es im Außen autsch macht, nach Innen zu schauen.

 

Wie geht es meiner Klientin heute? Was ist ihre Wahrnehmung zu dieser Aufstellungsarbeit?

Dass, gab mir ein paar Wochen später meine Klientin als Feedback:

Es hat sich extrem viel gelöst und ist in Bewegung geraten durch diese Aufstellung.

Ich fühle mich mega befreit.

Mein Energielevel ist viel höher.

Ich bin sensitiver geworden, obwohl ich schon immer ein sensitiver Mensch war.

Und ich habe die Angst davor verloren, hinzuschauen.

 

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Und noch was, solltest du zum ersten Mal mit der systemischen Aufstellungsarbeit in Berührung kommen und es etwas abgedreht und spuky finden. Ich kann dich total verstehen. Bei meiner ersten Aufstellung im Jahre 2013, dacht ich, dass ich sowas von im falschen Film bin. Doch irgendetwas tief in mir wusste, dass es gut war- dass es mir hilft und wer hätte das gedacht, die systemische Aufstellungsarbeit war nicht nur  wesentlich um mein Leben, meine Ängste, meine seelischen Wunden zu heilen- sondern es ist ein essentieller Bestandteil meiner Arbeit geworden. Also, falls du Zweifel haben solltest- du aber in dir drin irgendwie spürst, dass es zieht dich, dann vertrau dir selbst, vertrau deinem Herzen.

 

It´s your time to Shine!

Christiane